Das Wort aus dem Predigerbuch: "Weil der Urteilsspruch über die böse Tat nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun" Pred 8,11, hat mich in diesen Tagen sehr beschäftigt.
Ich stellte mir die Frage, ob das nur für die Weltmenschen gilt oder auch für Gläubige? Auch wenn das Herz der Gotteskinder NICHT davon erfüllt ist, Böses zu tun, - sollte es zumindest nach der Bekehrung nicht mehr sein -, handeln Gotteskinder nicht auch zuweilen so, dass sie ihr Gewissen dämpfen und die Mahnungen des Geistes ignorieren, vielleicht in der Zuversicht, hinterher wieder Buße tun zu können?
Diese Frage klingt vielleicht etwas provozierend, aber wie hätten Hananias und Saphira gehandelt (Apg. 5), wenn sie gewusst hätten, dass sie für ihre Sünde mit dem sofortigen Tod bezahlen würden? Petrus sprach zu Hananias: "Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis des Feldes beiseite geschafft hast?" Apg 5,3. Satan hatte ihr Herz erfüllt, denn das gleiche Urteil traf danach auch Saphira, als sie persönlich, und ohne zu wissen dass ihr Mann bereits tot war, gefragt wurde. Was war die Sünde dieser beiden Menschen in der Anfangszeit der Gemeinde: Ehrsucht, Geldliebe, Heuchelei, Lüge. Und dafür wurden sie mit dem Tod bestraft? Wie heilig und gerecht ist Gott.
Diese Begebenheit beschäftigt mich immer wieder. Vielleicht hat jemand eine Erklärung, wieso Gott hier das Urteil über die böse Tat SOFORT vollzogen hat. Persönlich bin ich sehr dankbar, dass Gott viel Nachsicht, auch im Leben Seiner Kinder übt, und zur Buße leiten will, aber auf Gnade sündigen, das sollten wir nicht. Wir verleugnen dabei auch unseren Glauben und geben dem Widersacher berechtigten Anlass, uns vor Gott zu verklagen.
Einem Anhänger der Lehre, dass ein Gotteskind nicht mehr verloren gehen kann, fragte ich, ob denn Hananias und Saphira verloren gegangen sind? Dass sie gläubig waren ist aus der Begebenheit ersichtlich. Die Antwort hat mich doch etwas überrascht, denn sie lautete:
»Ich würde auf jeden Fall in dieser Situation nicht zu weit spekulieren. Denn es steht nicht geschrieben, dass Hananias und Saphira verloren gegangen sind, wie du gesagt hast. Du stützt dich auf deine Schlussfolgerung, die du aus dem Ereignis ziehst. Es kann auch sein, dass Gott das Paar gerichtet hat, damit sie nicht samt der ganzen Welt verurteilt werden. Somit könnte dies eine Errettung wie durch das Feuer gewesen sein.«
Der Hinweis beschäftigt mich seitdem bis heute noch und in der Tat, ich möchte es letztlich dem überlassen, der gerecht richtet, denke aber doch immer mehr, dass Hananias und Saphira verloren gegangen sind. Gott kennt ja das Ende unseres Lebens, Gott weiß auch, ob sie überhaupt noch Buße getan hätten.
Vorhin habe ich noch eine Meinung von jemand anders nachgelesen, dass auch alle, die auf dem breiten Weg sind (seiner Meinung nach sind es auch Gläubige), gerettet werden, aber eben so wie durchs Feuer. Diese Art der Auslegung hatte mich damals sehr beschäftigt, aber ich kam zu der Überzeugung, dass das, wovor Paulus die Korinther warnte: "wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer" 1.Kor 3,15, nicht der Normalfall, sondern die Ausnahme ist.
Oder sollte diese Stelle mit dem "wie durchs Feuer" der Beweis für die Lehre der "Unverlierbarkeit des Heils" sein? Haben die Gläubigen Prediger 8,11 nicht zu fürchten?
Ich halte es für trügerisch, sich allgemein darauf zu verlassen, dass in Sünde lebende Gläubige am Ende zwar Schaden leiden werden aber dennoch gerettet werden. Was denkt ihr?
Grüße, José