Kennt jemand im neuen Testament ein ähnliches Bekenntnis wie dieses des Jüngers Thomas, der zu Jesus sprach: "Mein Herr und mein Gott!" Joh 20,28. Ich denke, dieses Bekenntnis ist ziemlich einmalig.
Die Antwort des Herrn klingt zwar sehr tadelnd: "Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!" Joh 20,29, aber war Thomas nicht auch „glückselig“, hat er durch Sein Bekenntnis nicht gerade bezeugt, wie tief er überführt wurde? Wir haben nun all die wunderbaren Berichte in der Bibel, und wie viele glauben nicht daran oder haben geglaubt und den Glauben leider wieder verloren.
Das Verzagen Thomas war m.E. nicht schwerer als das Verzagen des Jüngers Petrus, der den Herrn dreimal verleugnete. Auch ihn stellte der Herr zur Rede und fragte ihn dreimal: "Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?", und wir kennen die demütige Antwort dieses einst so sehr von sich überzeugten Jüngers: "Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe" Joh 21,17.
Ja, der Herr weiß alles, und bezüglich des Thomas wusste der Herr mit Sicherheit auch, was in seinem Herzen vor sich ging. Dieses Zeugnis: Mein Herr und mein Gott!, finde ich ein wunderbares Zeugnis.
Bei einem Gespräch mit Zeugen Jehovas, erwähnte ich das Wort auch, als Argument, dass Jesus doch wahrer Gott ist, was ja von den ZJ abgelehnt wird. Auf die Antwort war ich aber nicht gefasst, sie lautete nämlich: »Denken sie, dass Thomas gemeint hat, Jesus sei Gott? Seine Äußerung war doch so ähnlich, wie es viele Menschen auch machen, die sagen: „Ach mein Gott!“, und sich nichts dabei denken«. Mit dieser Erwiderung hatte ich nicht gerechnet und war ziemlich sprachlos. Thomas hatte aber mit Sicherheit nicht so gedankenlos gesprochen.
An dieses Gespräch mit ZJ, bereits vor vielen Jahren, musste ich im Zusammenhang mit diesem Thema wieder denken. Vielleicht sind viele, die sich gläubig nennen, wirklich solche, die etwas gedankenlos von Jesus als Herr und Gott sprechen. Meine Überzeugung ist aber, dass wer Jesus wirklich als sein Herr und sein Gott erlebt hat, nicht wieder zurückweicht zum Verderben, sondern zu denen gehört, von denen im Hebräerbrief die Rede ist: "Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen zum Verderben, sondern von denen, die glauben zur Gewinnung des Lebens" Hebr 10,39.
Mögen wir alle solche sein, die Jesus als Herrn und Gott kennen und lieben, und nicht zurückweichen. Der Herr schenke es.
José