Hallo José,
danke für Deine Antwort.
Es fällt mir immer noch schwer, von Darbysten pauschal als Sektierer zu sprechen.
Das kann ich gut verstehen. Mir ging es ähnlich. Als ich zum Glauben kam, hielt eine Schwester aus einer "Brüdergemeinde" brieflich Kontakt zu mir (E-Mails gab es damals nicht) und beantwortete meine Fragen so gut wie sie konnte. Sie arbeitete damals mit der "Anzeigen Missions Gesellschaft" (AMG) zusammen. Ich besuchte sie auch einmal in ihrer "Versammlung" (Wuppertal). Das war Anfang der 80er des letzten Jahrhunderts :) Im Nachhinein beeindruckte mich die Tatsache, dass sie sich auch zu Wort meldete, obwohl Redeverbot für Frauen bestand (ist üblich bei den Darbysten).
Je mehr ich mich mit der Propaganda-Literatur der Brüderbewegung beschäftige, desto leichter fällt es mir, die Sekte der Darbysten beim Namen zu nennen. Verstärkt wird das Ganze noch dadurch, wenn man erfährt, was hinter den Kulissen läuft. Ein Beispiel: In einer Darbysten-Versammlung kam es zu einer Spaltung, weil sich die "Brüder" nicht einigen konnten, ob Frauen Lieder vorschlagen durften oder nicht. In einem anderen Fall kam es zu einer Spaltung, weil sich die Sekten-Funktionäre ("Brüder") nicht einigen konnten, ob Frauen schon eine Kopfbedeckung tragen sollten, wenn sie das "Versammlungslokal" betreten.
An diesen beiden Beispielen sieht man, wie abgehoben die Darbysten sind und wie wenig ihre Lehre mit der Bibel konform geht.
Die Beiträge im Zusammenhang mit der AV zeigen aber, dass es sich um eine Minderheit handelt.
Die Aussage stimmt, wenn Du die ganze Brüderbewegung (also auch die "offenen") Brüder berücksichtigst.
Weiß du, ob sie missionarisch aktiv sind?
Die Frage kann man pauschal nicht beantworten. Es ist allerdings erkenntbar, dass in den letzten beiden Jahrzehnten einzelne darbystische Gruppierungen ("Versamlungen") ihre missionarischen Aktivitäten verstärkt haben. Offensichtlich ist ihnen bewusst geworden, dass sie zu einer aussterbenden Spezies gehören.
Die "Raven-Brüder" zeigen wenig Interesse an missionarischen Aktivitäten.
die sich sehr in Liebe um sie mühten. Sie ist ihnen für ihren Dienst sehr dankbar.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Dieses "Zeugnis" wirst Du aber auch bei vielen anderen Sekten finden (z. B. bei den Zeugen Jehovas). Auch hier mühen sich die Zeugen mit viel Liebe um die Menschen. Das Ziel hinter diesen liebevollen Aktivitäten jedoch ist, dass die Leute "in die Spur gebracht" werden, d. h. dass sie das Glaubenssystem der Sekte verinnerlichen. Interessant wird es, wenn die Sekten-Ideologie kritisch hinterfragt wird. Dann wird sich zeigen, ob es wirklich Liebe oder einfach nur Berechnung war.
Mir fällt da gerade ein Beispiel ein, das ich mit Zeugen Jehovas erlebt habe (dies geschah vor ca. 20 Jahren): Meine Frau war damals schwanger und ich musste eine Schrankwand in den Keller tragen. Unsere Freunde wollte ich deswegen nicht extra anrufen. Ich stand also vor der Schrankwand und überlegte mir, wie ich am besten vorgehen sollte. Plötzlich klingelte es an der Haustüre und meine Frau sagte mir, dass uns gerne zwei Zeugen Jehovas sprechen wollten. "Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätten sie sich nicht aussuchen können", dachte ich mir. Doch plötzlich kam mir eine Idee. "Sind das Männer oder Frauen?", fragte ich meine Frau. "Männer" bekam ich zur Antwort. "Ist doch super, bitte sie doch herein!" antwortete ich meiner Frau. Sie stellten uns kurz ihre Sekten-Ideologie vor und wir vereinbarten einen Termin für ein Bibelstudium. Es waren zwei sehr nette und freundliche Menschen. Ich fragte die beiden, ob sie mir helfen könnten, die Schrankwand in den Keller zu tragen? "Natürlich!" rief der Wortführer, sprang auf und zog sein Jackett aus und wir beiden wuchteten die Schrankwand in den Keller (der andere Zeuge trug das Jackett seines Kameraden). Als wir fertig waren, war sein schickes Hemd total verschwitzt.
Wir trafen uns zum Bibelstudium und ich stellte einige kritische Fragen. Plötzlich war es es schnell vorbei mit der Freundlichkeit und die beiden hatten dann leider keine Zeit mehr (auch nicht für Folgetermine). Hätte ich sie jetzt gebeten, mir bei der Schrankwand zu helfen, hätte ich sie alleine in den Keller tragen können.
Fazit: Solange sie in mir einen potenziellen Zeugen gesehen haben, waren sie sehr freundlich zu mir. Als sie merkten, dass ich der falsche Adressat für ihre Propaganda war, war es schnell vorbei mit der Freundlichkeit.
In diesem Sinne......
Shalom
Roland