Hallo Roland. Wenn du fragst:
Würdest Du ihn als Mystiker bezeichenen?
so möchte ich zurückfragen: Was ist Mystik?
Zitat
Mystik[zu lateinisch mysticus »geheimnisvoll«, von griechisch mystikós] die, -, ein vielschichtiges, schwer fixierbares Phänomen, das in unterschiedlicher kultureller Ausprägung allen Religionen gemeinsam ist. Mystik bezeichnet eine das alltägliche Bewusstsein und die verstandesmäßige Erkenntnis übersteigende unmittelbare Erfahrung einer göttlichen Realität. In ihren Erscheinungsformen ist Mystik soziokulturell wie geschichtlich eingebunden in religiöse Traditionen, Glaubensformen und Gemeinschaften.
(c) wissenmedia GmbH, 2010
Nach dem was ich also im BROCKHAUS als Definition lese, würde ich mich selbst als Mystiker bezeichnen, in dem Sinn, dass wir es im Glaubensleben mit etwas zu tun haben, welches unserer Vernunft übersteigt und unser Leben prägt. Ohne mich somit jetzt damit zu beschäftigen, für was Mystik sonst gebraucht wird, war Schwenckfeld in diesem Sinn sicherlich ein Mystiker.
Vielleicht noch interessant ein Artikel aus dem BROCKHAUS über die Schweckfelder:
Zitat
Schwenckfelder,
Schwenckfeldianer, von Anhängern K. von Schwenckfelds gegründete konventikelartige Gemeinschaften. Die Schwenckfelder betonen das freie Wirken des Heiligen Geistes, verstehen die Kirche als unsichtbare universelle Geistgemeinschaft, vertreten eine radikale Ethik im Sinne der Bergpredigt, lehnen Waffendienst und Eid ab und setzen sich für Gewissensfreiheit und Toleranz ein. In Schlesien und Süddeutschland bildeten sich Gemeinden, die im 17. Jahrhundert unter immer größeren Verfolgungsdruck gerieten. In der Folge wandte sich ein Teil der Schwenckfelder ab 1725 der Brüdergemeine in Herrnhut zu, andere Schwenckfelder wanderten ab 1734 nach Pennsylvania aus und gründeten eigene Gemeinden. Diese schlossen sich 1782 zu einem Verband selbstständiger schwenckfeldischer Gemeinden zusammen, der sich 1909 als
Schwenkfelder Church in America eine neue organisatorische Gestalt gab. Die Kirche umfasst heute sechs Gemeinden in Südostpennsylvania mit (2003) rd. 2600 Mitgliedern. Zur Pflege des Erbes K. von Schwenckfelds und der schwenckfeldischen Geschichte unterhält die Kirche in Pennsburg (Pennsylvania) das »Schwenkfelder Library and Heritage Center«. Als regelmäßige Publikation wird »The Schwenkfeldian« herausgegeben.
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Der schlesische ReformatorMir scheint, Schwenckfeld war in seiner Erkenntnis weiter als Luther und die anderen Reformatoren. In dem erwähnten Buch nimmt die Diskussion mit Luther über das Abendmahl einen etwas großen Raum ein, aber vielleicht weil gerade dadurch der Bruch zwischen ihnen kam. Eine Teilnahme am Abendmahl, ohne dass wir Christus in uns haben, war für Schwenckfeld undenkbar. Auch darin war er wohl dem Verständnis der anderen Reformatoren voraus. Für mich war das Buch deswegen besonders wichtig, weil ich mich seit einigen Monaten immer wieder mit der Kirchengeschichte und die Zeit der Reformation beschäftige. Die Beschäftigung mit dem schlesischen Reformator war mir ein echter Segen.
Caspar von Schwenckfeld war mir bis vor wenigen Wochen auch kein Begriff und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht einmal wusste, dass ich das Buch über ihn in meinem Bücherregal hatte. Irgendjemand muss es meiner Frau oder mir geschenkt haben, und da ich nicht dazu kam es zu lesen, hatte ich es zu den anderen Biographien gestellt.
Gruß, José