Hallo Michael,
Mir sind keinerlei persönliche Kontakte zwischen Scofield und den "Brüdern" bekannt, und ich habe einiges über die Geschichte der Brüderbewegung und des Dispensationalismus gelesen.
Nur weil Dir keinerlei persönlichen Kontakte zwischen Scofield und den Darbysten bekannt sind, bedeutet das noch lange nicht, dass diese auch nicht bestanden.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die Niagara-Bibelkonferenzen verweisen. Der Ort, an dem sie stattfanden war Niagara-on-the-Lake in Ontario, etwa 23 Kilometer unterhalb der Niagarafälle. Dort gab es zusätzlich zu den Pensionen im Dorf ein Hotel mit Namen "Queen’s Royal Hotel".
Die Prophetie-Lehre war an der Ostküste der Vereinigten Staaten sehr populär geworden und die Flammen waren von William Miller (dem Gründer der Siebenten-Tags-Adventisten) angefacht worden. Später, als er das Kommen von CHRISTUS vorhergesagt hatte und nichts geschah, wurde die Fackel von Ellen G. White übernommen. In dieser "Suppe" ist auch die Erwähnung von Joseph Smith, dem Gründer der Mormonenkirche, nötig und nach dem Bürgerkrieg auch von Charles Taze Russell, Gründer der Zeugen Jehovas. Stark gewürzt wurde diese "Suppe" durch John Nelson Darby, der in den Vereinigten Staaten umherreiste und Pastoren zur Lehre Lacunzas "bekehrte". Brookes war zu einem hingegebenen Jünger Darbys geworden und arbeitete hart daran, die Lehre von Lacunza zu verbreiten.
1875 trafen sich etliche bekannte christliche Leiter außerhalb von Chicago um zu beten und Prophetie zu diskutieren. Da Darby sehr stark in dieser Gruppierung involviert war, ist davon auszugehen, dass auch Personen des Brüdertums zu diesen christlichen Leitern gehörten.
1877 fand das jährliche Treffen in Watkins Cover in New York statt. Danach wurde es drei Jahre lang in Clifton Springs in New York abgehalten. Danach verlegte man die Konferenz nach Old Orchard in Maine und von dort aus nach Mackinac Island im nördlichen Michigan. Im darauf folgenden Jahr fand sie in Niagara-on- the-Lake statt und wurde in Niagara Bibelkonferenz umbenannt. Die Niagara Konferenzen gab es von 1883 bis 1897.
Die Konferenzen zogen einige der bekanntesten christlichen Leiter der Zeit an. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die meisten der Männer, die kamen um auf diesen Konferenzen zu sprechen, echte wiedergeborene Christen mit einem Eifer für den HERRN waren. Die gehaltenen Predigten beschäftigten sich mit der Lehre von CHRISTUS, dem HEILIGEN GEIST, der Bibel, Mission und Prophetie. Der Gründer der China Inland Mission, J. Hudson Taylor, kam und sprach dort und hatte Gemeinschaft, so wie es auch viele andere taten. Doch es waren Brookes und Scofield, die das Gift in die christliche Lehre einspritzten, das heute tiefe Wurzeln hat, nicht nur im 'Brüdertum, sondern auch in Pfingstgemeinden und evangelikalen Gemeinden.
1892 verlieh Scofield sich selbst einen Doktortitel und begann, den Titel "Dr. Scofield" zu benutzen. Es gibt keine offiziellen Nachweise darüber, dass er einen Doktortitel der Theologie erworben hatte. Im November 1893 bat die Inlandsmission ihn, auch Colorado und die umliegenden Bezirke als Leiter zu übernehmen. Die Gemeinde in Dallas gestand ihm jedes Jahr fünf Monate Urlaub zu, damit er diese zusätzliche Reiseverantwortung übernehmen konnte. 1895 erhielt er das Angebot einer Gemeinde in Massachusetts, dort als Pastor zu dienen.
Während dieser Jahre besuchte er auch regelmäßig als Sprecher die Niagara Bibelkonferenzen.
Scofields Einfluss auf das Brüdertum ist auch hinreichend dokumentiert. Hier einige Beispiele:
"Obwohl sein Einfluss auf die Brüderbewegung in England schwand, erhöhte sich Darbys Einfluss in Nordamerika. Er reiste in einem Zeitraum von zwanzig Jahren siebenmal dorthin. Es wurde geschätzt, dass er in diesen zwanzig Jahren 40% seiner Zeit in der Vereinigten Staaten verbrachte und erheblichen Einfluss auf Leiter wie James H. Brookes, Dwight L. Moody, William Blackstone und C. I. Scofield hatte, ebenso wie auf die aufkommenden evangelikalen Bibelschulen und Prophetie-Konferenzen."
Quelle"In der von C. I. Scofield herausgegeben Bibelausgabe (Scofield-Bibel) wurde der Dispensationalismus systematisiert.
Neben Darby und Scofield prägte die Brüderbewegung der deutsche Theologe und Waisenhausvater Georg Müller (1805-98). Im Gegensatz zu Darby akzeptierte er nicht die Ablehnung der noch in anderen Gemeinden beheimateten Christen. Auf Darby geht heute die strenge Richtung der Brüderbewegung oder oft auch Exklusive genannt zurück. Müller beeinflusste den Teil der Offenen Brüder."
QuelleDu bleibst also dabei, dass Scofields Fehlverhalten vor seiner Bekehrung einen derartigen Einfluss auf die Brüderbewegung hatte, dass die ganze Bewegung
Selbstverständlich, da Scofields offizielle "Bekehrung" nachweislich gefaked wurde.
Damit wir den moralischen Charakter Scofields besser verstehen, zitiere ich aus einem Zeitungsartikel, der am 27. August 1881 in "The Daily Capital" (eine in Topeka/Kansas erscheinende Zeitung) erschienen ist:
"Cyrus I. Scofield in der Rolle eines Kirchendieners"
"Cyrus I. Scofield aus Kansas, Rechtsanwalt, Politiker und Ganove, ist wieder aufgetaucht und verspricht einmal mehr, um sich herum diesen Lichtschleier von Allbekanntheit aufzubauen, der ihn in der Vergangenheit so berühmt gemacht hat. Die letzte Information, die die Menschen aus Kansas über diesen Taugenichts hatten, war, dass er vor vier Jahren nach einer Reihe von Fälschungen und Schwindeleien den Staat und eine mittellose Familie verließ und in Kanada untertauchte. Eine Zeit lang blieb er verschwunden und man hörte nichts von ihm. Erst innerhalb der letzten zwei Jahre tauchte er in St. Louis auf, wo er eine wohlhabende, verwitwete Schwester hat, die regelmäßig auf den Plan trat und Scofields kleine Narrheiten und Marotten durch die Zahlung von beträchtlichen Geldsummen bereinigte. Innerhalb des letzten Jahres beging Scofield jedoch in St. Louis eine Reihe von Dummheiten, die nicht so leicht beizulegen waren und der unberechenbare junge Herr war gezwungen, sechs Monate in St. Louis im Gefängnis zu verbringen.
Unter den vielen böswilligen Handlungen, die seine Karriere charakterisierten, war eine besonders scheußliche, von der wir erfahren haben. Kurz nachdem er Kansas verlassen und seine Frau und seine beiden Kinder abhängig von der Unterstützung der Mutter seiner Frau zurückgelassen hatte, schrieb er seiner Frau, er könne etwa 1.300 Dollar des Geldes ihrer Mutter – alles, was sie hatte – äußerst gewinnbringend investieren. Nach einiger Korrespondenz sandte er ihr eine Hypothek, unterzeichnet und ausgefertigt von einem gewissen Charles Best, worin behauptet wurde, es werde wertvoller Besitz in St. Louis abgetreten. Später stellten sich die Hypotheken als gemeine Fälschungen heraus. Eine Person namens Charles Best existierte überhaupt nicht und der in der Hypothek abgetretene Besitz erwies sich als rein fiktiv."
Als Scofield ein Häftling war, evangelisierte im Gefängnis eine Gruppe christlicher Frauen. Scofield hörte das Evangelium und bekannte seinen Glauben an JESUS CHRISTUS. Danach begann er, die Schriften von John Nelson Darby, dem Gründer der Plymouth Brethren, zu studieren und er nahm Darbys theologische Überzeugungen an.
Scofield trat nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in den christlichen Dienst ein und das sollte bis zu seinem Tode sein Beruf bleiben.
Leontine und ihre beiden Töchter passten nicht in das neue Leben von Cyrus Scofield, da sie eine römische Katholikin war und die beiden Mädchen im katholischen Glauben erzogen wurden. Während dieser Zeit wurde Ehescheidung als eine schwere Sünde betrachtet. Daher legten Scofields "Schönredner" eine "Decke" über seine Ehefrau und die offizielle Version war, dass Scofield Junggeselle war. Von Zeit zu Zeit schickte Scofield kleine Geldbeträge an seine Frau und Töchter, doch das geschah nur sporadisch und Leontine arbeitete in einem Geschäft, um den Lebensunterhalt für sich und die Mädchen zu verdienen. Als Leontine schließlich die Scheidung einreichte und die Wahrheit ans Licht kam, wurde alles von Scofields Rechtsanwälten in den Presseveröffentlichungen (Propaganda) heruntergespielt.
Nur eine größere Biographie über das Leben Scofields wurde 1920 von Charles G. Trumbull geschrieben und "The Life Story of C. I. Scofield" genannt. Diese Biographie ist der offizielle Persilschein, der Scofield für zukünftige Generationen salonfähig machen sollte.
Die Bekehrung Scofields im Gefängnis befanden viele als nicht positiv und daher wurde in Trumbulls Buch eine andere Version konstruiert. In dieser Version befand sich Scofield in seiner Kanzlei in St. Louis, als Tom McPheeters hereinkam, und Scofield während der geschäftlichen Besprechung fragte, weshalb er kein Christ sei. Nach einer ausführlichen Diskussion stimmte Scofield zu, CHRISTUS anzunehmen und die beiden Männer knieten in der Kanzlei nieder und beteten.
Die Tatsache, dass Scofield zu der Zeit, als dieses denkwürdige Ereignis stattgefunden haben soll, überhaupt keine Kanzlei besaß, konnte Trumbull nicht umstimmen und daher ist diese Lüge nun lange und oft genug wiederholt worden. Die meisten Dispensationalisten glauben, dies sei die Wahrheit.
In seinem Buch „The Incredible Scofield and His Book“ beschreibt Joseph Canfield auf Seite 64 folgende Situation:
"Die sehr plötzliche Einstellung der kriminellen Anklagen ohne vorheriges Urteil lassen vermuten, dass Scofields Karriere in den Händen von jemandem lag, der über einen Einfluss verfügte, den weder Ingalls noch Pomeroy oder sonst jemand aus dem Choteau Clan hatte. Doch die Karriere war von der Art, dass Leontine, die katholische Ehefrau, verschwinden musste."
Es ist wichtig, zu bedenken, dass Christen nach 1980 an Skandale in den christlichen Gemeinden gewöhnt sind und dass ihre Toleranz gegenüber der Sünde bis zu dem Punkt fortgeschritten ist, dass es, solange die Person nur in der "Reha" gewesen ist, keine Rolle mehr spielt, was sie zuvor getan hat. Das unmoralische Verhalten von Gottesdienern wie Rex Humbard, Morris Cerullu Oral Roberts und Benny Hinn im Bereich von finanziellen Verfehlungen, von Jim Bakker und Jimmy Swaggart, Ted Haggard, Roberts Liardon und Paul Crouch im Bereich von sexueller Unmoral haben Christen so zynisch gemacht, dass sie sich um solche Dinge nicht länger kümmern. Daher tangiert der kriminelle Hintergrund von Scharlatanen wie dem Joseph Smith und Cyrus Scofield die heute lebenden Menschen nicht. Es ist zu lange her und man nimmt die Haltung ein: "Wer soll überhaupt wissen, was die Wahrheit ist?" Dass die Schriften dieser Männer benutzt werden um Millionen von Menschen in die Irre und schließlich in die Hölle zu führen wird von den Massen nicht verstanden. Öffentliche Schulen und verwässerte Predigten haben die Massen von Menschen vom Niveau her so weit heruntergeschraubt, dass sie kein Beurteilungsvermögen mehr haben.
Quelle: Canfield, Joseph M.: The Incredible Scofield and His Book, Ross House Books 2005
Warum? Welche größere Bewegung wäre denn frei von jedem Versagen, auch finanzieller Art?
Ich habe Dich schon verstanden, Michael.....
(z.B. dass der Evangelische Brüderverein ein landeskirchlicher Missionsverein war)
Diese Behauptung wurde bereits in einem anderen Thread widerlegt:
"In Deutschland gab es zuerst 1850 in Wuppertal den stark auf Mission ausgerichteten
Evangelischen Brüderverein, der zu den Geschlossenen Brüdern zählte und von dem aus unter dem Einfluss Darbys ab 1853 weitere Gemeinden entstanden (Elberfelder Brüder), aus deren missionarischer Tätigkeit und unter Mitwirkung maßgeblicher Mitarbeiter (u.a. C. Brockhaus) später die heute weit verbreitete Elberfelder Bibelübersetzung (R. Brockhaus-Verlag) hervorging."
Quelle. Der Verfasser ist Dr. Karsten Poppe. Ich habe Dir bereits in einem anderen Thread vorgeschlagen, dass Du Dr. Poppe mit Deinen Quellen konfrontierst und seine Antwort in dieses Forum stellst. Aber davon möchtest Du ja nichts wissen.
Daher fällt Deine Bemerkung auf Dich zurück:
habe ich nach deinen bisherigen Reaktionen nicht den Eindruck, dass dich überhaupt irgendein Beleg von deinen Behauptungen abbringen könnte.
Shalom
Roland
Quellenangabe: Für diesen Aufsatz wurde Joseph Canfields Biographie The Incredible Scofield and His Book als chronologische Leitlinie und für die grundlegenden Daten herangezogen. Um sicherzugehen, wurden alle Daten von John S. Torell zweifach überprüft, einschließlich Namen und Daten aus anderen Quellen. Dabei haben sich einige Diskrepanzen in Canfields Buch ergeben, von denen die deutlichste ist, dass er schreibt, Hort und Westcott seien Oxford-Studenten gewesen, obwohl sie in Wirklichkeit an der Universität Cambridge aktiv waren.
Viele Informationen kann man im Internet (z. B.
http://www.eaec-de.org/GoldenesKalb5.html) finden, wo sich aus vielen Quellen die einzelnen Puzzlestücke zusammen tragen lassen. Es wurde auch die Encyclopedia Britannica Ausgabe 2007 auf DVD benutzt.