Hallo Michael,
ich sehe es genauso wie Du, nämlich dass es zwei voneinander unterschiedene Geisterfahrungen im Wort GOTTES gibt.
Bereits vor Pfingsten hatten die Jünger alle wichtigen Erfahrungen gemacht, die zur Wiedergeburt gehörten:
• Sie waren von JESUS zu „Jüngern“ berufen worden.
• Sie erlebten ihre Sündenerkenntnis (z. B. Lk. 5, 8)
• Sie empfingen Gewissheit über die Vergebung von ihren Sünden (z. B. Joh. 15, 3)
• Sie wussten sogar, daß ihre Namen im Himmel angeschrieben sind (Lk. 10,20)
• Sie erkannten JESUS als Messias und Retter (Joh. 6, 69; 17, 3)
• Sie hatten Gewissheit über die Erlösungstat auf Golgatha (Lk. 24, 46)
• Sie sind sogar dem Auferstandenen begegnet.
• Und sie empfingen vorher HEILIGEN GEIST (Joh. 20, 20-22).
Die Jünger hatten also alle diese Erfahrungen gemacht und doch wurde keines dieser Ereignisse von JESUS oder den Aposteln als Geisttaufe bezeichnet. Das war eine andere, neue und darüber hinausgehende Erfahrung.
JESUS selbst kündigt diese vor Seiner Himmelfahrt - und nach allen oben genannten Erfahrungen der Jünger - an:
Ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem HEILIGEN GEIST getauft. (Apg. 1, 5b)
Geistestaufe ist eine neue Erfahrung!
Dass die Darbysten, Pietisten usw. dem Irrtum unterlegen sind, dass die Geistestaufe ein Synonym für die Wiedergeburt ist, hängt m. E. damit zusammen, dass sie nicht zwischen dem Pfingstereignis und der Pfingsterfahrung differenzieren.
Das PfingstereignisDieses Ereignis als ein einmaliges Datum wird bereits im AT angekündigt: Joel 3. Dieses Geschehen ist einmalig und nicht wiederholbar. Den erstaunten Zuschauern und Zuhörern sagt Petrus (Apg 2,16f):
Das ist´s, was durch den Propheten gesagt worden ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht GOTT, da will Ich ausgießen von meinem GEIST auf alles Fleisch. Da die Ausgießung seines Geistes als Symbol und Machtbeweis des inthronisierten CHRISTUS sozusagen seine Regierungserklärung ist, ist der GEIST GOTTES ausgegossen auf alles Fleisch.
Der GEIST GOTTES ist bereits wirksam in dieser Welt. Das Pfingstereignis ist also ein einmaliges Ereignis. Aber es will sich multiplizieren in persönlichen Erfahrungen!
Die PfingsterfahrungIst die Erfahrung der Jünger zu Pfingsten einmalig? Nein: Jeder kann und darf und sollte diese Erfahrung machen!
Beispiele:
- Apg. 4, 31 (Jerusalemer Gemeinde)
- Apg. 8, 16 und 17 (Samaria, die Apostel fahren eigens von Jerusalem nach Samaria, weil die Gläubigen dort diese Erfahrung noch nicht hatten)
- Apg. 9, 17 (Paulus soll nach seiner Bekehrung mit dem HEILIGEN GEIST getauft werden)
- Apg. 10, 44-46 (Heiden im Hause des Kornelius)
- Apg. 19, 6 (Heiden in Ephesus; Vers 2: Paulus fragt direkt nach der Geisterfüllung)
Deshalb ist für mich folgendes wichtig:
Das Pfingstereignis ist ein einmaliger Termin, aber die Pfingsterfahrung wiederholt sich bei jedem Menschen, der darum betet und sich danach ausstreckt.Denn so hatte es schon Petrus in seiner „Pfingstpredigt“ gesagt:
Denn euch und eueren Kindern gilt diese Verheißung, und allen..., die der HERR noch herbeirufen wird. (Apg. 2, 39)
Und die Verheißung hatte Petrus so genannt:
Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen JESU CHRISTI aufgrund der Vergebung euerer Sünden, dann werdet ihr die Gabe des HEILIGEN GEISTES empfangen! (Apg. 2, 38)
Das heißt, so wie das Angebot zur Wiedergeburt zu neuem Leben durch CHRISTUS und Taufe zum Bekenntnis der empfangenen Wiedergeburt allen Menschen offensteht, bietet GOTT auch allen (wiedergeborenen) Menschen die Pfingsterfahrung an.
Ich habe auch Christen kennengelernt, bei denen die Wiedergeburt und die Taufe im HEILIGEN GEIST zeitlich zusammenfielen (trotzdem waren es zwei unterschiedliche Ereignisse).
Was sind dann die Gründe, warum die meisten nicht mit dem Heiligen Geist getauft sind ? Unglaube ? Keine Heiligung ?
Darüber hatte ich mir vor einiger Zeit auch
Gedanken gemacht (die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
- Unkenntnis und mangelnde Belehrung: In vielen Gemeinden wird dieses „heiße Eisen“ um des lieben Friedens nicht angefasst.
- Unbiblisches Praktizieren der Geistesgaben: Hier müssen sich viele Pfingstler bzw. Charismatiker an die eigene Nase fassen. Die Dinge, die vielerorts als Geisteswirken verkauft werden, schreien zum Himmel. Geistesgaben sind uns nicht gegeben, um ein bisschen „Halli-Galli“ zu machen. Ein wichtiges Prüfkriterium ist, ob der Name JESUS verherrlicht und die Gemeinde aufgebaut wird. Wenn ein Prediger nur an seinen Namen bzw. an seinen Geldbeutel (oder beides) denkt, ist allerhöchste Vorsicht geboten.
- Geistliche Selbstgenügsamkeit und Hochmut. Hierbei denke ich an die Gemeinde zu Laodicea, die sagt:
Ich bin reich, ich bedarf nichts mehr.
- Angst vor Fehlern
- Verabsolutierung des menschlichen Verstandes: Hier wird nach dem Prinzip verfahren, dass alles was unseren Verstand übersteigt als falsch betrachtet wird.
- Unglaube: Es wird mehr auf eigene Erfahrungen vertraut, als auf GOTTES Wort.
Ich finde auch die Frage wichtig, welche Folgen es für eine Gemeinde hat, die (einen Teil der) Geistesgaben ablehnt: Diese Frage erinnert mich nämlich an ein Folterinstrument, das aus dem Altertum bekannt ist: Der Häftling durfte sich eine Wunschmahlzeit aussuchen. Zunächst klingt das nicht wie ein Folter. Allerdings bekam er diese Mahlzeit jeden Tag (morgens , mittags, abends und zur Kaffeezeit). Was passierte mit den Menschen? Irgendwann offenbarte sich die Mangelernährung mit schrecklichen Entwicklungsstörungen. Die Mangelernährung kam zustande, weil dem Körper wichtige Nährstoffe vorenthalten wurde. Genau das findet auch im Leib CHRISTI (d. h. der Gemeinde) statt. Durch einseitige geistliche Ernährung kommt es zu Entwicklungsstörungen und schlimmen Krankheitssymptomen. Kirchen/Gemeinden, die sich in einem fortgeschrittenen Stadium des geistlichen Zerfalls befinden, zeichnen sich nur noch durch eine tote Orthodoxie aus.
Viele Grüße
Roland