Weltkirchenrat (ÖRK) 22.02.08
Distanz zwischen Ökumene und Evangelikalen nimmt ab
K a s s e l (idea) – Die Distanz zwischen den Evangelikalen und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ist nach Einschätzung des kurhessen-waldeckischen Bischofs Prof. Martin Hein (Kassel) längst nicht mehr so groß wie früher.
So gebe es zum Beispiel baptistische Mitgliedskirchen im ÖRK, die man in Deutschland den Evangelikalen zuordnen würde, sagte er in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Schon seien erste enge Kontakte zu charismatischen Bewegungen geknüpft worden. Hein: „Es gibt noch Unterschiede, aber die Gemeinsamkeiten werden stärker entdeckt. Der ÖRK ist auf Integration hin orientiert.“ Der Bischof nahm als einer von sechs Delegierten aus Deutschland an der jüngsten Tagung des ÖRK-Zentralausschusses vom 13. bis 20. Februar in Genf teil. Dabei wurde auch über Zukunftsperspektiven gesprochen. Zu den diskutierten Plänen gehört laut Hein, bei der nächsten ÖRK-Vollversammlung im Jahr 2013 eine Art christliches Weltforum darzustellen, bei dem auch Evangelikale und die vielleicht sogar römisch-katholische Kirche vertreten sein sollten. Sie gehört nicht zu den 349 evangelischen, orthodoxen und anglikanischen Mitgliedskirchen des ÖRK. Es gebe „einen Schub zu fragen, wie die ganze Weite der Ökumene wahrgenommen werden kann“, sagte Hein.
Kobias Entscheidung kam völlig überraschendDer Bischof nahm auch zu der überraschenden Entscheidung von ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia Stellung, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Der 60-jährige kenianische Methodist wird das Amt Ende des Jahres niederlegen. Vorübergehend wird dann ein kommissarischer Generalsekretär die Geschäfte führen. Hein hat keinen Zweifel, dass für Kobias Schritt ausschließlich persönliche Gründe ausschlaggebend waren. Der Bischof hatte im Vorfeld der Zentralauschusstagung kritisiert, dass Kobia zu viel reise und sich zu wenig um die Genfer Zentrale kümmere. Kobias Entscheidung sei für ihn völlig überraschend gekommen, so Hein. „Es wäre vermessen zu glauben, dass ein Interview eines deutschen Bischofs einen Generalsekretär des ÖRK veranlassen könnte, nicht mehr zu kandidieren.“
Was ein neuer Generalsekretär können sollDer neue Generalsekretär oder die Generalsekretärin sollte laut Hein eine Vielzahl von Qualifikationen mitbringen. Es sollte ein Theologe oder eine Theologin sein; ferner sei Erfahrung in der ökumenischen Bewegung, Leitungskompetenz in einer Behörde und die Fähigkeit zum Brückenbauen gefragt – zwischen den Kirchen des Nordens und des Südens, aber ebenso auch des Westens und des Ostens, also der orthodoxen Kirchen.
Wenn andere Kirchen so viel Geld gäben wie die EKDHein verteidigt das finanzielle Engagement der deutschen evangelischen Kirchen, die etwa ein Drittel der Einkünfte des ÖRK bestreiten. Der Dachverband hat im vergangenen Jahr ein leichtes Plus erwirtschaftet. Man habe die Zuwendungen schon erheblich abgebaut, so Hein. Wenn andere Kirchen in gleicher Weise wie die EKD ihrer finanziellen Verantwortung nachkämen, dann ginge es dem ÖRK noch besser.
Quelle:
www.idea.de