Es sind schon einige Jahre her, da hatte ich besonders viel Arbeit und bekam immer mehr dazu. Dann sollte meine Arbeitszeit verlängert werden, mit dazugehörigem Lohnausgleich, damit ich eine besonders dringende Aufgabe übernehmen könnte.
Ich war einverstanden, das ganze musste aber in der Personalabteilung beantragt und begründet werden. Als ich allerdings den Antrag an die PA unterschreiben sollte, las ich eine abweichende Begründung als die zuvor besprochene. Auf die Nachfrage bei meinem Vorgesetzten erhielt ich von ihm die Antwort, es sei wohl ein Versehen, aber Hauptsache ich bekäme mehr Geld. Als Christ war mir das nicht egal und daher unterschrieb ich nicht. Ein höherer Vorgesetzter rief mich dann zu sich und teilte mir ärgerlich mit, dass die fehlende genehmigte Mehrarbeit mein verschulden sei und ich die zusätzliche Aufgabe dennoch übernehmen müsse.
Die Abende wurden länger, die zeitliche Mehrarbeit verfiel. Oft stand mein direkter Vorgesetzter an der Tür und ermahnte mich, die Arbeitszeit einzuhalten. Er war für den Antrag mit zuständig gewesen und hatte mir nie erklärt, warum eine andere Begründung eingetragen wurde als die zuvor besprochene. Bei einer dieser abendlichen Begegnungen brüllte ich meinen Frust über ihn heraus.
So gab es vor etwas über 8 bis 14 Jahren verschiedene Situationen, - aber nicht nur im Beruf -, die mich zur Wut reizten. Irgendwann erkannte ich aber, dass das Problem nicht die Situationen oder die ungerechten Menschen war, sondern es lag in mir selber, beispielsweise in der mangelnden Bereitschaft Unrecht erdulden zu wollen. Meine Beweggründe mögen richtig gewesen sein, aber meine Reaktion war es nicht. Im Grunde konnte meine gesamte Haltung nicht vor Gott bestehen. In der Schrift lesen wir: "Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?" 1. Kor. 6,7. Ja, es fällt uns schwer, vermeintliches Unrecht zu erdulden. Gott aber weiß Seine Kinder zu erziehen.
Gott hat viele unangenehme Situationen gebraucht, um mir zu zeigen was in mir noch vom alten Wesen steckte, und ER tut es immer noch, denn ich bin längst noch nicht so, wie ER mich haben möchte. Für Seine Geduld und Schule bin ich sehr dankbar. Er hat auch viele Mittel und Wege gebraucht, um mich zu demütigen. So wird man gerüstet für weitere Kämpfe, die nicht ausbleiben. Gott ist mit mir längst noch nicht am Ende, aber Er hat Sein Werk an mir, dessen bin ich überzeugt und IHM von Herzen dankbar. "Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt«. Alle Züchtigung scheint uns zwar für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; nachher aber gibt sie denen, die durch sie geübt sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit" Hebr 12,6.11.
Diese Worte habe ich nicht geschrieben, um mich selbst zu rühmen, sondern als Zeugnis, "dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind" Röm 8,28. Auch wenn es darum geht, Geduld und Demut zu lernen und nicht zornig zu werden.
Im Buch der Sprüche heißt es: "Entrüste dich nicht über die Übeltäter! Ereifere dich nicht gegen die Gottlosen!" Spr 24,19. Möge der Herr es mir mehr schenken und erhalten. Selbst im Austausch in Foren habe ich gemerkt, wie schwer es oft ist, sich nicht zu ereifern, dabei versündigt man sich so schnell. Und ein Wort der Entschuldigung, hört oder liest man selten.
In Epheser 4,26 lesen wir: "Zürnet, und sündigt dabei nicht!", aber das ist nur der erste Teil. Mich bewegt viel mehr der zweite Teil: "Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn". Halten wir es immer ein? Im folgenden Vers heißt es sogar: "und gebt dem Teufel keinen Raum!" Eph 4,27. Sollte uns das nicht eine ernste Warnung und Ermahnung sein, im Umgang miteinander?
Liebe Grüße,
José