Hallo Nicole,
wegen der besseren Übersicht, möchte ich hier gerne auf Deine nächste Frage eingehen:
Was ist es dann letztendlich, was dazu führen kann, dass wir unser Heil in Jesus verlieren? Ist es einzig die bewusste Abkehr von Ihm, d.h. wenn der Glaube aufhört und Jesus mir egal wird?
Kurze Anmerkung: Der Begriff "Apostasie" bedeutet "Abfall". Ein Apostat ist also jemand, der sein Heil in CHRISTO verloren hat.
Noch eine weitere Anmerkung: Den nachstehenden Text habe ich aus einem Artikel herauskopiert. Du findest den ganzen Artikel
hier. Den ganzen Artikel kannst Du auch im pdf-Format herunterladen.
Definition des Begriffes „Apostasie“Der Begriff Apostasie stammt von dem griechischen Wort APOSTASIS ab und kommt zweimal im Neuen Testament vor. Es bedeutet ursprünglich „abstehen“ und wird übersetzt mit „im Stich lassen“, „abwenden“, „den Rücken zuwenden“ (Apg. 21,21) bzw. „Abfall, „Abtrünnigkeit“, „Rebellion“ oder „endgültige Auflehnung“ (2. Thess. 2,3). In der außerbiblischen Literatur hat APOSTASIS neben Revolte, Rebellion auch die Bedeutung eines (mathematischen) Abstandes. Die grundsätzliche Bedeutung von APOSTASIS ist: „vom (religiösen) Lossagen von...“. Auch in der Septuaginta [LXX = griechische Übersetzung des AT] ( Jos. 22,22; 2.Chr. 29,19; Esra 4,12.15) und in den alttestamentlichen Apokryphen (1. Esd 2,14.17; 1. Makk. 2,15) kommt dieses Wort vor. Jemand, der Apostasie begeht, ist ein Apostat.
Im attischen Griechisch drückte das Wort „Auflehnung“ oder „Lossagung“ aus und es wurde in den Papyri verwendet, um politische Aufständische zu kennzeichnen, aber die meisten der biblischen und apokryphen Belegstellen zielen auf den Glaubensabfall. Auf der Grundlage der Etymologie (griechisch „apo“ [weg von] und „STASIS“ [stehend]) und der Bedeutung einiger verwandter Formen (gr. „APHISTEMI“, „APOSTASIOS“) haben Sprachwissenschaftler auf den Wortsinn „körperliches Verlassen“ geschlossen (vor allem Schuyler English, E.; Wuest, K.; House, Wayne H.).
Dazugehörig sind die Substantive APOSTATES (= Abtrünniger, politischer Rebell, z. B. gegen den König oder gegen das Vaterland). Eine späte Bildung für das klassische APOSTASIS ist APOSTASIA (= das Abgefallensein, z. B. von Nero, von den Römern).
Ein entsprechender Begriff ist das griechische Verb APHISTEMI [????????]. Es ist ein Kompositum von HISTEMI.
1) beiseite stellen, sich entfernen von Jemandem, ihn abtreten lassen, absetzen, trennen, am gewöhnlichsten von Jemandem abtrünnig machen, entfremden, abwenden,
a) abstehen, entfernt sein,
b) sich entfernen, wegbegeben;
von Personen bes. abtrünnig werden, abfallen
von Sachen: sie aufgeben, verlassen,
[Pape: Griechisch-Deutsch, S. 15014 (vgl. Pape-GDHW Bd. 1, S. 412 ff.)]
Bedeutung:
transitives Verb: abtrünnig machen, zur Revolte anstacheln bzw. aufhetzen (5. Mose 7,4; Apg. 5,37), wegstellen, entfernen, zurücktreten, fortgehen, abfallen oder verlassen und zwar
a) räumlich
b) aus einem Zustand oder Verhältnis
c) aus der Gemeinschaft mit einer Person: von jemandem (privat oder politisch) abbringen, abtrünnig machen
intransitives Verb:
abstehen, von etw. oder jmdm. weggehen, ablassen; sich trennen, entfernen bzw. zurückziehen von, jmdn. Verlassen, widerrufen, abfallen (von GOTT oder vom Glauben, z. B. Ps. 6,9; Jer. 3,14; Dan. 9,9; Lk. 2,37; 4,13; 8,13; 13,27; 2. Tim. 2,19 u.a.), entfernen, weggehen, abstehen, ablassen, unterlassen, aufgeben, weichen, sich trennen.
Es wird z. B. in 1. Timotheus 4,1 benutzt, wo es mit etliche vom Glauben abfallen…..werden übersetzt wird. Dieser Abfall wird in der Endzeit stattfinden. Er resultiert aus der Beachtung betrügerischer Geister und Dämonenlehren. Dieser Begriff wird auch mit „fortgehen“, „abwenden“, „irreführen“, „das Ziel verfehlen“, „Schiffbruch erleiden“ übersetzt. In Hebräer 3,12 wird APHISTEMI für Menschen gebraucht, die sich von dem lebendigen GOTT abgewandt haben. Dieser Vers meint eine vorsätzliche Abkehr von persönlichen Überzeugungen bzw. persönlichem Glauben.
Die Bibel bezeichnet Judas Ischariot, Demas, Hymenäus und Alexander (vgl. 2. Kor. 4,10; 1. Tim. 1,20) als Abgefallene. Die Kirchengeschichte verweist diesbezüglich neben anderen auf Julian dem Apostaten (361 – 363 n. Chr.), dem römischen Kaiser, der sich vom Christentum abwandte und die Rückkehr zum heidnischen Götzendienst im römischen Reich forcierte.
In LXX findet sich die Wortgruppe mehr als 250mal als Übersetzung von etwas 40 verschiedenen Wörtern, am häufigsten von „HESIR“ (etwa 65mal) = entfernen. Theologisch besonders bedeutsam ist die Übersetzung der Formen von „MA’AL“ = Untreue begehen bzw. pflichtwidrig handeln gegen das Gesetz (2. Chr. 26,18; 28,19.22; 29,6; 30,7; 33,19), “PASCHA” = sich auflehnen, sich empören (2. Chr. 21,8.10; Jer. 33,8; Hes. 20,38), “MARAD” = widerspenstig sein, sich empören (1. Mose 14,4; 4. Mose 14,9: Josua 22,16ff.; 2. Chr. 13,6; Neh. 2,19; 6,6; 926; Hes. 17,15; Dan., 9,5.9).
Die Bedeutung von „APHISTEMI“ und seinen hebr. Äqivalenten entspricht dem profan-griech. Gebrauch: räumliches Entfernen (1. Mose 12,8), Trennung von Personen (1. Sam. 18,13; Ps. 6,9), Lösung aus einem Verhältnis (4. Mose 8,25), oder Zustand (Spr. 23,18; Jes. 59,9), politischer Abfall (1. Mose 14,4; 2. Chr. 21,8.10; Hes. 17,15). Aus dieser häufigsten Bedeutung des Wortes haben sich auch die meisten Nominalbildungen entwickelt.
Auf den geistlichen Bereich übertragen hat die Wortgruppe folgende Bedeutung: Apostasie bedeutet hier, dass sich Menschen eigenwillig von GOTT entfernen (5. Mose 32,15; Jer. 2,19; 3,14.17; 5,13) und Seine Gaben verachten (4. Mose14,31) wichtig ist hier der Bezug zu den Zeitgenossen, die die Gaben des HEILIGEN GEISTES verachten (ablehnen), weil sie der Irrlehre aufgesessen sind, dass die Geistesgaben heute zum Teil nicht mehr existieren. Die Bibel bringt diese Geisteshaltung in den Zusammenhang mit Apostasie!).
Der Abfall vollzieht sich im kultischen Dienst für andere Götter (5. Mose 7,4; 13,10.13; Josua 22; Richter 2,19; 2. Chr. 29,6) und im – GOTT gegenüber – ungehorsamen ethischen Verhalten (Jes. 30,1: Hes. 33,8; Dan. 9,9-11). Auf diesem Hintergrund müssen die Mahnungen verstanden werden, von der Sünde Abstand zu nehmen (2. Mose 23,7; Ps. 119,29; Jes. 52,11).
Im NT findet sich die Wortgruppe nur bei Lukas, Paulus und Hebr. 3,12 vor. Außer in Apg. 5,37 kommt nur die intransitive Bedeutung vor.
In räumlichen Sinn steht Lukas 2,37. Häufiger bezeichnet es die Trennung von Personen: Wenn von einer Bestrafung Abstand genommen werden soll (Apg. 5,38; 22,29), Markus die Arbeitsgemeinschaft mit Paulus aufhebt (Apg. 15,38), die Christen aus der jüdischen Gemeinde ausscheiden (Apg. 19,9), Engel vom Menschen weichen (Lk. 1,38).
Theologisch wesentlich ist die Bedeutung des geistlichen Abfalls: In Apg. 21,21 (vgl. Jak. 2,11) wird Paulus vorgeworfen, er verführe die Diasporajuden dazu, das at. Gesetz zu missachten.
Das absolut stehende APOSTASIA in 2. Thess. 2,3 ist ein fester Ausdruck aus der jüdischen Apokalyptik, die von einer Periode des Abfalls kurz vor dem Erscheinen des Messias zu erzählen weiß (Henoch 5,4; 93,9). Paulus bezieht dieses Ereignis auf die antichristliche Zeit unmittelbar vor der Wiederkunft CHRISTI.
In 1. Tim. 4,1 beschreibt das endzeitliche „Vom-Glauben-Abfallen“ als ein dem falschen Glauben der Irrlehrer zufallen.
Wahrscheinlich denkt auch Lukas 8,13 an den Abfall in der endzeitlichen Versuchung: Menschen sind zum Glauben gekommen, sie haben das Evangelium angenommen und zwar mit Freuden. Aber unter dem Druck von Verfolgung und Bedrängnis um des Glaubens willen heben sie die mit GOTT eingegangene Verbindung wieder auf.
APHISTEMI bezeichnet also an den zuletzt genannten Stellen den schwerwiegenden Sachverhalt der Loslösung vom lebendigen GOTT nach einer vorhergegangenen Zuwendung zu ihm, den Abfall vom Glauben. Es ist eine Bewegung des Unglaubens und der Sünde, die auch durch andere Wörter (par. zu Lukas 8,13) Anstoß,; sachliche Äquivalente zu 1. Tim. 4,1: NAUAGEO 1,19; ASTOCHEO 1,6; 6,21; 2. Tim. 2,18; vgl auch APERCHOMAI in Joh. 6,66; Joh. 15,6 Verführung und Bilder, z. B. Matth. 24,9-12; Offb. 13) wiedergegeben werden kann. Wie schon die entsprechenden hebr. Wörter zu APHISTEMI in der LXX zeigen, hebt es neben PARAPIPTO (Hebr. 6,6) stark den Anteil des menschlichen Willens am Verlust des Glaubens hervor.
Mögliche Ursachen der Apostasie- Rückfall ins mosaische Gesetz
Ihr seid von CHRISTUS abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.(Galater 5,4)
Paulus warnt die Galater am Anfang sehr eindringlich, weil sie sich so leicht zu einem „anderen Evangelium“ wegziehen lassen (Galater 1,6-9). Vom Zusammenhang des Briefes wird deutlich, dass es sich bei den Verführern um Juden handelt, die lehrten, dass die Heidenchristen das Gesetz des Mose halten müssen, um GOTT gefallen zu können. In Galater 4,11 drückt er die Befürchtung aus, er könnte vergeblich an ihnen gearbeitet haben. Wäre der Abfall sowieso nicht möglich, würde sich solch ein Bangen erübrigen.
- Irrlehren
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten...(1. Timotheus 4,1)
Eine Frühform der Gnosis (1.Timotheus 6,20) hatte bereits manche dazu verführt, vom Glauben abzuirren, Schiffbruch zu erleiden – wie das bei Hymenäus und Philetus geschah (1. Timotheus 1,18-20; 2. Timotheus 2,17). Aber nicht nur die Gnosis kann Christen zum Abfall verführen, sondern jede außerbiblische Lehre und Tradition.
- Habsucht
Denn die, welche reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke und viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen in Untergang und Verderben stürzen. Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen; etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht. (1. Tim. 6,9.10)
- Dem Widersacher Anlass zur Lästerung geben
So will ich nun, dass jüngere [Witwen] heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen und dem Widersacher keinen Anlass zur Lästerung geben; denn etliche haben sich schon abgewandt, dem Satan nach. (1. Tim. 5,14.15)
- Sünde, die zum Tod führt
Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, soll er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod, nicht im Hinblick auf sie sage ich, dass er bitten solle. (1. Johannes 5,16)
Viele Grüße
Roland